Eurowings Pilotin Julia Werner über den Urlaubsstart über den Wolken

2310 Flüge führte Eurowings in NRW am ersten Sommerferien-Wochenende durch. Auch Julia Werner, Airbus A320 Kapitänin bei Eurowings, war im Einsatz und flog ihre Passagiere unter anderem nach Stockholm, Prag, Wien oder Mallorca. Warum sie sich immer wieder auf den Urlaubsstart freut, wie sie zur Technik im Cockpit steht und was ihre bisher kuriosesten Erlebnisse an Bord waren, erzählt uns Julia im Interview.

Die ersten Tage der Sommerferien sind die verkehrsreichsten des ganzen Jahres. Ist das auch für dich immer etwas Besonderes?

Ja. Wenn ich sehe, dass im Terminal so viele Urlaubsgäste unterwegs sind, ist die Freude kurz vor dem Abflug besonders groß. Es ist eine tolle Atmosphäre. Am Wochenende waren vor allem viele Familien mit Kindern unterwegs. Da haben wir versucht, möglichst schnell mit allen Vorbereitungen fertig zu sein, um auch mal vor dem Start Kinder ins Cockpit lassen, um ihnen unsere Arbeit erklären zu können. Das macht dann besonders Spaß. Von den grundsätzlichen Abläufen im Cockpit – wie die zu fliegende Route in den Flugcomputer einzugeben oder der Gewichtsberechnung – ändert sich aber nichts.

Wie ist das erste Wochenende verlaufen?

Die Abläufe am Boden haben gepasst – und wir hatten auch immer pünktlich die Türen geschlossen, weil auch die Passagiere gut organisiert waren. Lediglich auf dem Weg von Düsseldorf nach Wien mussten wir vergangenen Freitag einer großen Gewitterzelle, die sich vom Bergischen Land bis nach Frankfurt gezogen hat, ausweichen. Da mussten wir einen richtigen Umweg bis zum Main fliegen und sind dadurch in einen Korridor gekommen, in dem wir aufgrund des vielen Flugverkehrs nicht auf unsere Reiseflughöhe steigen und die Wolken überfliegen konnten.

Cockpits sehen extrem kompliziert aus, weil es hunderte Knöpfe und Schalter gibt. Wie schwierig ist es, z.B. einen Airbus A320 zu fliegen?

Natürlich sagen viele Fluggäste: „Mensch ist das kompliziert! Wie findet ihr euch denn da zurecht?“ Ab da alle Schalter beschriftet und in Gruppen wie Elektrik oder Hydraulik angeordnet sind, ist es deutlich einfacher als es auf den ersten Blick aussieht. Stell dir mal vor, du hast zu Hause mehrere Lichtschalter an einer Stelle und du weißt im Dunkeln nicht mehr, welcher für die Küche und welcher für den Flur ist – dann muss man sie kennzeichnen. Deshalb sind die Schalter bei uns im Cockpit genau beschriftet. Wir müssen also einfach nur hinschauen und wissen sofort, welche Funktion die einzelnen Teile haben. Das entlastet und gibt Kapazität, um auf Wetterereignisse oder ähnliches reagieren zu können.

Foto: Eurowings

Heutzutage übernehmen Flugcomputer immer mehr Aufgaben des Piloten. Ist das für dich manchmal unheimlich?

Nein. Das Vertrauen in die Technik der Airbus A320-Familie ist bei mir vorhanden. Ich bin sehr gut an der Maschine ausgebildet, kenne die Systeme und deren Updates. Wir Piloten und die Airline werden auch immer vom Hersteller über Neuerungen informiert. Das ist ein ständiges Lernen. So unterstützt uns zum Beispiel der Autopilot als Teil der Automation in der Luft, so dass wir die Hände für andere Dinge frei haben. Dass wiederum erhöht die Sicherheit, weil wir uns schneller weniger planbaren Faktoren wie dem Wetter widmen können. Deshalb kann ich mir meinen Job auch gar nicht mehr ohne Automation vorstellen.

Julia, du bist seit über 20 Jahren Pilotin. Was waren deine schönsten oder kuriosesten Erlebnisse?

Früher war es besonders schön, während des Fluges – etwa nach Mallorca – Kinder ins Cockpit holen zu dürfen. Wie stolz die Kleinen waren, als sie ein Foto mit einem echten Piloten machen durften. Daran erinnere ich mich besonders gerne. Heutzutage ist leider natürlich undenkbar. Ebenfalls eine tolle Erinnerung für mich, war mein Wechsel im Jahr 2015 von der Bombardier CRJ900 auf den A320. Da wurde ein Traum wahr, denn ich liebe, wie sich der Airbus fliegt. Und natürlich gibt es auch einige kuriose Anekdoten, zum Beispiel von diversen Junggesellenabschieden Richtung Balearen, wo einige Teilnehmer im Flieger ihr Essen nicht mehr für sich behalten konnten. Es wird also nie langweilig bei uns an Bord!

Vielen Dank, Julia, für das Interview.

Quelle: Eurowings